Meine Gedanken über Europäische Folklore und Chorgesang
Es ist immer wieder erstaunlich und faszinierend zu erfahren, wie reichhaltig an Melodien, wie farbig und abwechslungsreich in Rhythmus und Form die Lieder europäischer Völker sich uns heute noch darstellen. Oft haben sie an ihrer Lebendigkeit und Frische in den Zeiten nichts eingebüßt. Sie sind entstanden, als das gemeinsame Singen noch unmittelbarer Ausdruck der Menschen war.
Ich bin mir durchaus bewusst, dass meine Chorsätze keine authentische Wiedergabe dieser Lieder und Weisen vermitteln können. In fremder Sprache und Kleidung, beim Tanz, zur Arbeit, zur Besinnung, im Freien, im Haus wurden sie gesungen, als Sologesang oder begleitet von Volksmusikinstrumenten. Wir können nur ahnen, wie tief die Melodien im Volk verwurzelt waren. Und trotzdem – beim Bearbeiten dieser Lieder fühle ich mich in guter Gesellschaft. Sind doch diese Weisen eine unerschöpfliche Quelle und haben die großen Meister mit Vorliebe aus ihr geschöpft!
Sie rühren uns auch noch heute an. Ich erfahre immer wieder, dass Folklore besonders gern von jugendlichen Sängern gesungen wird, ja, dass auf diesem Umwege das Verständnis und die Liebe auch für die deutschen Volkslieder wieder geweckt werden kann, – gehen sie doch alle auf eine gemeinsame Wurzel zurück – auf eine große tausendjährige abendländische Musikkultur.
Die Chorsätze sind entstanden durch meine Arbeit mit Kinder- und Jugendchören. Sängerinnen und Sänger brachten einen großen Teil der Lieder ihrer Heimat mit, andere aus dem Urlaub, Schule oder Jugendgruppe. Die Quellen sind mir somit leider nicht immer bekannt. Die deutschen Texte sind entweder möglichst genaue Übertragungen oder freie Nachdichtungen. Auf alle Fälle sollte aber ein Vers in der Ursprache gesungen werden. Bei der multikulturellen Zusammensetzung vieler Chöre dürfte dafür es genügend Hilfen geben.